Nach der Arbeit bog ich eine Straße vor meiner Wohnung ab, um noch schnell etwas einkaufen zu gehen. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, während ich die Glastür aufdrückte, die dann mit einem klingeln verkündete, dass jemand den Laden betrat. Ich lächelte leicht und winkte der Verkäuferin kurz zu, bevor ich nach einem der Holzkörbe griff und mich dann auf die Suche nach den Sachen auf meiner Liste machte. Butter und Milch fand ich schnell, genauso wie Käse und das gewünschte Gemüse - schließlich war der Laden sehr klein - aber an die Packung Salz die ich dringend brauchte, kam ich nicht ran. Die Verkäuferin würde auch nicht ohne weiteres helfen können, sie war noch kleiner als ich und so biss ich mir auf meine Unterlippe, während ich überlegend das Regal anstarrte.
Ich wusste einfach nicht mehr was ich machen sollte. Seid Sherlocks Tod war alles einfach nur noch sinnlos. Als ich ihn damals kennen gelernt hatte, hätte ich nie gedacht, dass es einmal so schrecklich sein würde ihn zu verlieren. Ich meine, er war mein bester Freund und jetzt? Jetzt war ich wieder allein. Das war auch der Grund warum ich es in London und vor allem nicht mehr in der Baker Street bleiben konnte. Es waren einfach zu viele Erinnerungen. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen. Somit beschloss ich zu gehen. Nur um Mrs. Hudson tat es mir leid. Nun war sie auch wieder allein. Doch ich war mir sicher, dass sie Neue und vor allem bessere Mieter als und finden würde.
So war ich also hier gelandet. Da ich in meiner Wohnung noch keinerlei Lebensmittel hatte, beschloss ich einkaufen zu gehen. Dort sah ich dann auch promt eine junge Frau, die Probleme hatte, an das Salz heran zu kommen. Ich ging also zu ihr griff nach oben, nahm eine Packung aus dem Regal und reichte es ihr.
"Hier, das wollten Sie doch?" fragte ich und lächelte sie leicht an.
Mir wär sicher eine Idee gekommen, wie ich an das Salz rankommen würde, ohne jemanden um Hilfe fragen zu müssen, immerhin war ich nicht die hilflose Frau, für die mich so einige hielten. Aber nun gut. Ein Mann riss mich aus meinen Gedanken, als er die Packung Salz aus dem Regal nahm, die ich anvisiert hatte und reichte sie mir. Ich lächelte ihn ebenfalls an und nahm sie ihm dann nickend ab. "Ja, vielen Dank!" sagte ich und packte das Salz zu den anderen Sachen in den Korb. Unauffällig musterte ich ihn und mir fiel sofort seine gerade, angespannte Haltung auf, die mich sehr ans Militär erinnerte. Aber er hatte einen freundlichen Gesichtsausdruck und warme Augen, die mich selber lächeln ließen. "Ich bin übrigens Mary" stellte ich mich dann vor, er machte den Eindruck, als wäre er gerade erst hier her gezogen.
Ein Lächeln überzog mein Gesicht, als die Dame sich bedankte. Es gab mir eine Art von Sicherheit, wenn ich jemanden helfen konnte. Dann fühlte ich mich nicht mehr so nutzlos. Vielleicht sollte ich wieder anfangen als Arzt zu arbeiten. Dann konnte ich wenigstens wieder Menschen helfen.
"Gern geschehen!" sagte ich freundlich und beobachtete sie, wie sie das Salz in ihren Korb packte.
Ich versuchte etwas über sie zu erfahren, so wie Sherlock das immer getan hatte. Doch ich schaffte es einfach nicht. Wie denn auch? Ich war eben nicht so ein Genie. Er hätte mir jetzt schon längst alles über sie erzählen können. Verdammt noch mal! Ich muss endlich aufhören, ständig über ihn nachzudenken. Er ist tot und wenn ich nicht endlich damit anfing, das alles zu verarbeiten, würde ich noch verrückt werden. Dann merkte ich wie sie versuchte mich unauffällig zu musstern. Natürlich fiel es mir auf. Es hatte mit meiner Vergangenheit zu tun. Dort musste ich immer unter allen Umständen aufmerksam sein.
"Sehr erfreut Mary. Ich bin John, John Watson." antwortete ich ihn und reichte ihr meine Hand.
Dann betrachtete ich sie noch kurz. Sie schien nett zu sein. Vielleicht sollte ich meine Chance nutzen und versuchen sie kennen zu lernen. Also setzte ich alles auf eine Karte.
"Wissen Sie, ich bin erst seid ein paar Tagen hier und kenne noch niemand. Da wollte ich fragen, ob Sie nicht lust hätten mit mir eine Kaffee trinken zu gehen?"
Ich wand den Blick ab, als ich merkte, dass er aufmerksame war, als ich gedacht hatte. Mhh, interessant. Vielleicht kam das noch von seinen Tagen in der Armee, aber das bezweifelte ich irgendwie. Er machte nicht den Eindruck, als wäre er vor kurzem nach Hause gekommen, es musste also etwas anderes sein. Vielleicht Sicherheitsdienst, wie viele Leute es taten, wenn sie aus der Army entlassen wurden und etwas neues suchten.
Doch dann stellte er sich vor und ich wusste ganz genau, wer er war. Natürlich, wie könnte ich nicht? Sherlock Holmes Bekanntheit war nicht nur auf London beschränkt und auch ich hatte über ihn gelesen. Ich hatte selbst einmal überlegt, ihn zu kontaktieren, den Gedanken dann aber schnell verworfen. Nein, das wäre nicht gut gegangen. Aber so konnte ich John gleich viel besser einordnen. Militär-Arzt und Gehilfe des großartigen Sherlock Holmes. "Schön sie kennen zu lernen, John" meinte ich dann mit einem lächeln, als ich seine Hand schüttelte. Sie war warm und sein Händedruck fest, irgendwie beruhigend und sicher.
Bei seinen Worten breitete sich mein Lächeln aus und ich nickte. "Ja, sehr gerne. Wenn Sie möchten, kann ich sie gerne ein bisschen herum zeigen." Und ihm vielleicht sogar noch einen Job verpassen, immerhin suchte die Arztpraxis, in der ich nun schon länger arbeitete, immernoch einen neuen Arzt.
Verwirrt betrachtete ich sie, als sie ihren Bliuck abwante. Unabsichtlich musste ich lächeln. Warum nur? Das einzige was ich in diesem Moment wusste war, dass ich sie mehr als nur interessant fand. Das würde ein interessantes Gespräch werden. Da war ich mir huntert Prozentig sicher. Sie schien nachzudenken. Wie gerne wüsste ich jetzt über was. Mit sicherheit würde dies interessant sein.
Als ich mich dann vorgestellt hatte, sah ich die Erkenntnis in ihren Augen. Natürlich wusste sie sofort wer ich war. Dies versetzte meiner aufkeimenden, guten Laune einen gewaltigen Dämpfer. Meine Hoffnungen auf ein normales Gespräch schwanden. Würde sie mich jetzt wie alle anderen über Sherlock ausfragen? Würde sie versuchen mich zu terapieren und würde sie mir sagen, dass alles gut werden würde? Wenn es so kommen würde, wäre ich schneller weg, als sie blinzeln könnte. Denn ich wusste dass nicht wieder alles gut werden würde, vielleicht besser, aber nicht gut. Mein bester Freund war verdammt noch mal tot. Doch ich lies mir nichts anmerken. Ich wollte sie nicht gleich wieder verschrecken.
"Ganz meiner seits." sagte ich freundlich.
Ein Schauder durchzuckte meinen Körper, als ich ihre Hand berührte. Es würde definitiv sehr interessant werden. Bei ihrem angebot musste ich leicht grinsen.
"Das wäre sehr schön. Dann können Sie mir vielleicht auch ein gutes Cafe empfehlen." sagt ich lächelnd.
Dann überlegte ich kurz und nahm ihr den Korb ab.
"Ich darf doch?"
Ich zwang mich dazu, ihn nicht wieder sofort anzusehen, sonst würde ich noch mehr über ihn rausfinden wollen und das wäre sicher nicht ganz angebracht. Und bringen würde das eh nichts. Als griff ich nach einer Packung Mehl, die ich zwar gar nicht brauchte, aber so machte ich wenigstens den Eindruck, für ein paar Sekunden beschäftigt zu sein. Trotzdem konnte ich das leichte lächeln nicht von meinem Gesicht halten, auch wenn ich es versuchte.
Sicher würde ich mich jetzt nicht anders verhalten. Der Tod von Sherlock Holmes war noch nicht allzu lange her und ich konnte mir gut vorstellen, dass das so ziemlich das letzte Thema war, über das John reden wollte. Jedenfalls würde es mir so gehen, also sagte ich nichts. Denn es gab nichts, was ich hätte sagen können. Ich kannte ihn nicht, weder persönlich noch über Mail oder sonstige Konversationen, ich kannte auch John nicht wirklich und ändern konnte ich auch nichts. Es gab nichts zu sagen. Er war sicher nicht grundlos hier her gezogen, London war schließlich eine Grund auf andere Stadt, als Oxford.
Ich lächelte ihn an und ließ mir nicht anmerken, dass die Wärme, die von seiner Hand ausging, irgendwie auch Sicherheit und Gebirgenheit ausstrahlte, etwas, was in letzter Zeit fremd für mich geworden war. Und wenn mein Herz ein bisschen höher schlug, wollte ich mir das nicht eingestehen.
"Sicher, ein gutes ist sogar ganz in der Nähe. Es ist mein Lieblingscafe, obwohl das vielleicht auch daran liegt, dass es weder weit Weg von meiner Wohnung, noch von meiner Arbeit ist," meinte ich und sah ihn dann kurz überrascht an. Wow, ein echter Gentleman. "Sicher, uhm, vielen Dank" sagte ich und wir gingen langsam auf die Kasse zu.
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